Wie bin ich eigentlich dazu gekommen, Drachen aus Papier zu bauen?

Anfangs hatte das überhaupt nichts mit Drachen zu tun. Ich hatte zufällig im Internet ein Programm gefunden, das Fraktalbilder erzeugt (-->Apohpysis)

Die Bilder hatten mir so gefallen, dass ich überlegt habe, wie ich sie für Drachen verwenden könnte.
Der erste Gedanken war, sie mit einem Diaprojektor auf Spinnaker zu projizieren und nachzumalen.Das hat sich aber mit den filigranen Motiven als nur schwer möglich herausgestellt und sieht auf einem hellen Hintergrund auch nicht wirklich gut aus.
Der nächste Gedanke war die Bilder auf Transferfolie zu drucken und aufzubügeln. Das hat aber erst recht nicht funktioniert: Spinnaker mochte die hohen Bügeltemperaturen nicht, Baumwolle war zu schwer und Seide hat sich verzogen. 
Es blieb also nur noch Papier. Aber wie verträgt sich Papier und Druckertinte mit einer nassen Drachenwiese? Da waren wohl noch einige Versuche nötig.

Die naheliegenste Methode war, die Ausdrucke einfach zu lackieren. Das Ganze war auch schon recht wasserfest. Aber die weiße Rückseite der Segel hatte mir gar nicht gefallen. Ich musste also meinen Drucker noch dazu überreden, ein seitenverkehrtes Bild auf die Rückseite zu drucken, und das möglichst deckungsgleich mit dem Bild auf der Vorderseite.

Nachdem auch das geglückt war, hatte ich aus dem Papier einen kleinen Drachen gebaut und fliegenlassen.

Das gab aber eine gewaltige Enttäuschung. Gegen den hellen Himmel wirkte das Motiv sehr dunkel, von den leuchtenden Farben war nicht viel zu erkennen.

Ich musste also irgendwie versuchen, Transparentpapier zu bedrucken. Aber das glatte Papier wollte die Tinte nicht richtig annehmen, die Farbe ist ineinander verlaufen.

Im Internet fand ich schließlich die Idee, normales Papier zu bedrucken, und mit Babyöl transparent zu machen.
Da in meinem Haushalt aber gerade kein Baby vorhanden war, und ich außerdem nicht bei jedem Drachenaufbau ölige Finger haben wollte, habe ich Leinölfirnis genommen. Das Öl wird üblicherweise zur Holzbehandlung genommen und trocknet nach einigen Tagen.

Als ich zu Testzwecken die Hälfte eines Ausdruckes eingeölt und gegen den Himmel gehalten hatte, entsprach das schon eher meinen Vorstellungen.

Und das Problem mit dem doppelseitigen Druck war auch gelöst: Durch das Öl war das Motiv auch bei einem einseitigen Druck auf der Rückseite zu erkennen.

Jetzt blieb nur noch die Frage, mit der Wasserfestigkeit.
Also hatte ich auf ein getrocknetes Teststück einfach mal Wasser draufgetropft, und es wurde vom Papier nicht angenommen.
Das sollte für einen Kontakt mit nassem Gras oder ein paar Regentropfen reichen.
Aber ich wollte es noch genauer wissen und habe die Hälfte eines Teststückes einige Stunden ins Wasser gelegt.
Es war danach zwar etwas heller, aber die Farben sind nicht ineinander verlaufen. Und im Allgemeinen fliege ich meine Drachen auch nicht unter Wasser.

Ich hatte also endlich ein Segelmaterial, das sich bedrucken lässt, am Himmel leuchtende Farben hat und halbwegs wasserunempfindlich ist.
Das letzte Problem daran war das Gewicht. Normales Papier hat ja schon ein Gewicht von 80g/m², und zusammen mit dem aufgenommenen Öl war es gleich um die Hälfte schwerer. Aber nach einer kurzen Suche hatte ich ein schönes Druckerpapier mit 60g/m² gefunden, das auch zusammen mit dem Öl ein akzeptables Gewicht hat und sehr stabil ist.

Inzwischen hatte ich mir auch einen schönen alten Din A3 Drucker zugelegt und konnte jetzt auch etwas größere Segelflächen bedrucken.

Es stand also nun meinem Drachenbau fast nichts mehr in Weg.
Bis auf ein winziges Problemchen:
Es gibt keine fertigen Verbinder für das Gestänge meiner geplanten Drachen.
Für diese Drachen brauchte ich irgendwas, in das ich 6 bis 8 Stäbe stecken konnte, und das in unterschiedlichen Winkeln.

Es blieb mir mal wieder nichts anderes übrig, als diese selbst zu machen. Also habe ich eine Holzkugel genommen, diese in einen Schraubstock gespannt und Löcher hineingebohrt. Die Winkel waren zwar nicht allzu gleichmäßig, aber das ließ sich mit Spannschnüren ausgleichen.
Mit dieser Methode waren aber nur kleinere Drachen möglich, da sie sich durch die vielen Schnüre nicht auseinander nehmen lassen.

Für etwas größere, auseinandernehmbare Drachen musste ein präziserer Verbinder her. Für den musste ich erst mal zwei Bohrschablonen bauen. Es ist wirklich überraschend wofür man Lego-Steine doch noch gebrauchen kann.

Jetzt waren die Winkel gleichmäßig genug, um mit nur sehr wenigen Spannschnüren auszukommen. Die Drachen konnten nun auch sehr leicht zusammengesteckt werden. Allerdings erst nachdem ich an den Verbindern Farbmarkierungen angebracht hatte, um nicht jedesmal überlegen zu müssen, welcher Stab in welches Loch gehört.

Nun kann ich endlich all die Drachen bauen, die ich mir ausgedacht habe.